Orden-tlich leben heute. Impuls- und Austauschtag jüngerer Ordensleute in Zürich 

Am 17. Oktober waren rund 30 Ordensleute der Einladung von IKB und KOVOS zu einem Impulstag gefolgt. Das Austausch- und Vernetzungstreffen fand im Centrum 66 in Zürich statt und spiegelte das junge Segment der Deutschschweizer Ordensgemeinschaften wider. Die Teilnehmenden lauschten interessiert den Ausführungen der benediktinischen Referenten aus Rom und Einsiedeln, die ihre Impulse auf die Themen Ordensentwicklung und Berufungspastoral fokussierten und einige Best- Practice-Beispiele gaben.


«Wie viele seid ihr noch?»

Pater Bernhard Eckerstorfer, Rektor der Ordenshochschule der Benediktiner San Anselmo in Rom, skizzierte Erkenntnisse aus einigen neueren Studien zur Ordensentwicklung vor allem aus den USA und nahm Stellung zur Ordenskrise und der Entwicklung des Ordenslebens in postchristlicher Zeit. Anhand einer scheinbar aktuellen Begrüssungsformel unter Ordensleuten «Wie viele seid ihr noch?» warnte Eckerstorfer vor dem Diktat der Zahlen. Es müsse einen Vorrang der Qualitätsfrage geben, Erfolge sollten nicht (nur) an Zahlen gemessen werden. Kurios sei es beispielsweise, dass Kirchen in manchen Ländern eigene Pressekonferenzen zu Austrittszahlen geben, anstatt auf gelungene Projekte und Initiativen zu verweisen. Das bringe uns nicht weiter. Dennoch diagnostiziert der Benediktiner: «Wir leben in einer Zeit des Übergangs und eines tiefgreifenden Wandels». Es brauche neue Massstäbe auch für unsere Klöster. Und dabei helfen Vergleiche mit vergangenen Zeiten nicht.


Warum treten heute Menschen in einen Orden ein?

Qualitativen Studien der Georgetown-Universität zwischen 2009 und 2020 ist zu entnehmen, dass Ordensmitglieder, die nach den Gründen ihres Eintritts befragt wurden, folgende drei Punkte priorisiert haben: Eine lebendige Gemeinschaft, klare religiöse Identität und Gebet.
Die Situation der heute Eintretenden sei aber anders als früher, so Pater Thomas Fässler. Am Anfang stehe meistens eine diffuse Suche nach mehr. Katholische Sozialisation und Bekanntheit von konkreten Ordensleuten sei geschrumpft.
In der Diskussion sahen sich die Teilnehmenden darin bestärkt, öffentlich sichtbarer sein zu wollen z.B. in den sozialen Medien, und die Pforten besonders für junge Menschen, spirituell Suchende und «AuszeiterInnen» zu öffnen. Dazu gibt es bereits heute einige Projekte wie «Klosterzeit» oder «Jugendbrevier». Die Referenten ermutigten zu Experiment und Wagnis im Hinblick auf innovative Projekte.


Die Sehnsucht der Himmelsstürmer

Die Patres und Buchautoren Thomas Fässler und Philipp Steiner gaben Einblicke in ihr Berufungsbuch «Himmelsstürmer», welches im Herbst letzten Jahres erschienen ist. Die beiden Einsiedler Mönche konzipierten das Werk als Trias von Website, Veranstaltung und Buch. Das Werk ist bewusst User-freundlich konzipiert und somit auch sprachlich nicht an kirchliche Insider gerichtet. Es ist ein gewollter Mix aus Ratgeber und spiritueller Literatur daraus geworden.

Pater Fässler betonte in seinem engagierten Statement, dass man wieder stärker auf sich aufmerksam machen müsse und nahm hier die Missionsgesellschaften als Vorbild. Weiters betonte er, dass die Arbeit an den Schulen für die Berufungspastoral oft unterschätzt wird und man wieder mutiger im Ansprechen von jungen Menschen im Hinblick auf ihre Talente und Begabungen sein müsse. Das brauche alles eine ordentliche Portion Mut. Junge Menschen müssten auch bei ihren Lebensentscheidungen begleitet werden. Mit dem Satz «Es gibt für jeden Menschen mehrere mögliche Wege im Leben» brachen die Einsiedler Patres eine Lanze für eine offene Sichtweise von Berufungspastoral, als «Begleitung auf dem je eigenen Weg mit offenem Ausgang».

Frauenpower im Frühjahr 23

Eine freudige Überraschung ergab sich dann während der Präsentation von «Himmelsstürmer»: Sr. Andrea Fux aus dem Kloster Wurmsbach kündigte sozusagen als weibliches Pendent ein ähnliches Buchprojekt von initiativen Ordensfrauen an, das im nächsten Frühjahr ebenfalls bei Herder erscheinen soll. Der Titel muss allerdings noch geheim bleiben.

Nicht geheim blieb nach dem Treffen, dass es den Teilnehmenden Mut gemacht hat und es eine Fortsetzung der Impulstage geben wird.

Alex Mrvik-Emmenegger, Fachstelle IKB
kovos.ch
himmels-stuermer.org





 



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